Vom 2. bis 4. Mai 2016 führte der DGVN-Landesverband in Kooperation mit den Dresdner Jugendoffizieren ein Schulprojekt mit den zwei 10. Klassen der Gymnasialstufe der HOGA Dresden durch. Die Schüler schlüpften in die Rolle von Diplomaten und versuchten als Sicherheitsrat der Vereinten Nationen der Hauptverantwortung für die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit gerecht zu werden.
„Exzellenzen, damit ist die Sitzung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen beendet“ – Mit diesen Worten endete das drei-tägige UNO-Planspiel, an dem 65 Schüler der HOGA in den Räumen der Stauffenberg-Kaserne in Dresden teilnahmen. Vorangegangen waren leidenschaftliche Diskussionen und anstrengende Verhandlungen der Mitglieder des UN-Sicherheitsrates über zwei Resolutionsentwürfe. Die 15 Delegationen hatte sich in zwei Ausschüsse aufgeteilt und unterschiedliche Themen bearbeitet.
Ein Ausschuss befasste sich mit der Ukraine-Krise. Die Lage auf der Halbinsel Krim beschäftigt den Sicherheitsrat bereits seit einigen Jahren. Der vom Generalsekretariat erarbeitete Resolutionsentwurf enthielt einen Fahrplan zur zwangsweisen Wiederangliederung der Krim an die Ukraine, hielt aber den Verhandlungen im Sicherheitsrat nicht stand. Die als Staatenvertreter auftretenden Schüler waren sehr auf einen Ausgleich mit Russland bedacht und handelten eine friedliche Lösung aus. Zu den beschlossenen Maßnahmen zählten auch die vorübergehende internationale Verwaltung der Krim durch die UN sowie ein wiederholtes Referendum mit OSZE-Wahlbeobachtern. Der Resolutionsentwurf wurde mit einer Mehrheit von 13 Stimmen und drei Enthaltungen angenommen.
Dem zweiten Ausschuss lag ein besorgniserregendes Schreiben des Generalsekretärs zur Lage im fiktiven Staat Coloristan vor. Dort riefen Radikale zu einem Völkermord an einer Bevölkerungsgruppe auf, es herrschte ein Bürgerkrieg, eine Flüchtlingskrise und die Einmischung externer Akteure drohten die gesamte Region zu destabilisieren. Die Staatenvertreter im Sicherheitsrat taten ihr Möglichstes, der colorischen Bevölkerung beizustehen. Die Errichtung von Schutzzonen wurde ebenso in Betracht gezogen wie eine Verfassungsreform zur Sicherstellung der Beteiligung aller Bevölkerungsgruppen. Uneinigkeit über die Notwendigkeit eines militärischen Eingreifens verhinderte jedoch die Verabschiedung der Resolution, die am Ende mit 12 Pro-Stimmen, sowie drei Gegenstimmen – darunter die eines ständigen Mitgliedes im Sicherheitsrates – scheiterte. Die Beschäftigung mit dem an den Völkermord in Ruanda angelehnten Szenario bewies einmal mehr, wie schwierig die Wahrnehmung der Schutzverantwortung durch die internationale Gemeinschaft in der Praxis sein kann.
Und dennoch – insgesamt zeigten sich die Schüler zufrieden mit dem Verlauf des Planspieles. Wie schwierig internationale Verhandlungen zu so wichtigen Themen der Weltpolitik seien, dass hätten sie gut nachempfinden können. Ohne den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, der zwar auch als reformbedürftig eingeschätzt wurde, sei die Welt wohl um einige Konflikte und Kriege reicher.
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